Sieben „Quereinsteiger“ finden ihren Weg in die Pflege

Gute Laune und ein positiver Blick in die Zukunft: Luisa Faustino, Frauke Moritz, Referentin und Leitung Pflege-Wohngemeinschaft „Schlieffenhof“, Amal Khedar, Nuha Schönborn, Isiatu Dukuray, Sarah Al Omar, Franziska Uffelmann, Qualitäts- und Bildungsmanagement, (vorne); Mikhail Grasmik, Lehrgangsleitung Qualitäts- und Bildungsmanagement, Alexandru-Lucian Branescu, Roland Sooth, Markus Friedrich, Leitung Qualitäts- und Bildungsmanagement (hinten).

Sieben Absolventinnen und Absolventen haben die Prüfung für den Kurs „Quereinstieg in die Pflege“ der Diakonie-Akademie bestanden und bei einer feierlichen Übergabe Ende März ihr Zertifikat erhalten. Damit sind sie vorbereitet auf einen Start in den Pflegeberuf.

Amal Khedar, Sarah Al Omar, Nuha Schönborn, Isiatu Dukuray, Roland Sooth, Luisa Faustino und Alexandru-Lucian Branescu sind froh und erleichtert: Alle haben ihre Prüfung bestanden. In der Nachbesprechung geht Mikhail Grasmik, Lehrgangsleitung Qualitäts- und Bildungsmanagement, noch einmal auf die einzelnen Aufgaben ein, klärt die wenigen Fehler, die die Quereinsteiger in der Prüfung gemacht haben. Grasmik ist sehr zufrieden: „Der Quereinstieg in die Pflege ist nicht nur eine Chance für den Einzelnen, sondern eine Bereicherung für das gesamte Gesundheitssystem – neue Perspektiven, frische Motivation und dringend benötigte helfende Hände für die Zukunft.“

„Wir haben wirklich viel im Kurs gelernt“, blickt Sarah Al Omar auf die vergangenen zwei Monate in der Akademie der Diakonie Gütersloh zurück. Die 34-Jährige kommt gebürtig aus dem Irak und lebt seit 2013 in Deutschland. Nach der Elternzeit wünscht sie sich, beruflich Fuß zu fassen. Sie hat beobachtet, dass in Deutschland alte Menschen oft auf Unterstützung von außerhalb der Familie angewiesen sind. Für sie ist es ein Herzenswunsch, der sich mit dem Einstieg in die Pflege erfüllt, weil sie Care-Arbeit als wertvoll erachtet. „Das ist keine Herausforderung, wenn das Herz es wirklich möchte“, sagt sie. „Sarah Al Omar wird in einer Demenz-Wohngemeinschaft der Diakonie Gütersloh ihren Dienst antreten und dort das Leben der Bewohnerinnen und Bewohner sehr bereichern“, ist sich Markus Friedrich, Leitung Qualitäts- und Bildungsmanagement, sicher. Von ihm stammt das Konzept für den „Quereinstieg in die Pflege“. Der Kurs richtet sich an Jüngere und Ältere gleichermaßen, die entweder beruflich noch unentschieden sind, sich bewusst umorientieren wollen oder Schwierigkeiten haben, einen Job zu finden. Im Projekt können Interessierte zwei Monate in die Theorie und Praxis der Pflege „hineinschnuppern“ und niedrigschwellig eigene Erfahrungen sammeln, ob der Bereich die passende berufliche Ausrichtung für sie ist. Der Kurs wurde mit dem Publikumspreis beim „innovatio Sozialpreis 2024“ ausgezeichnet.

Neuer beruflicher Sinn

Um eine Umorientierung ging es Roland Sooth. Der 51-Jährige ist gelernter Industriekaufmann und hat viele Jahre in seinem Ausbildungsberuf gearbeitet. „Und dann habe ich nach einem neuen beruflichen Sinn gesucht“, erklärt er. Nach einem Praktikum in der Pflege entschied er sich für den Quereinstieg, um sein Wissen zu erweitern. Jetzt geht es in den Praxiseinsatz. „Im Augenblick fühlt sich die Entscheidung gut an“, sagt er.

Alexandru Branescu, 36 Jahre, hat sich quasi „rückbesonnen“: Er stammt aus Rumänien und lebt seit 2014 in Deutschland. Zuvor hat er in der Industrie gearbeitet. „Ich bin eigentlich Masseur“, sagt er. „Und ich arbeite sehr gerne mit Menschen.“ Der Weg in die Pflege war für ihn daher logisch. „Ich habe viel gelernt in dem Kurs und würde es wieder so machen. Meinen Freunden empfehle ich auch, den Job zu machen“, betont er gut gelaunt.

Die gute Laune und Motivation zeichneten den Kurs aus. Diese Erfahrung machte auch Frauke Moritz, Leitung der Demenz-Wohngemeinschaft „Schlieffenhof“ und eine der Referentinnen. Bei ihrer ersten Unterrichtseinheit war sie gespannt, auch bezüglich möglicher sprachlicher Barrieren. Denn der vermittelte Stoff ist anspruchsvoll. „Sieben Seminarteilnehmer mit sieben unterschiedlichen Nationalitäten – hoffentlich finden wir eine einheitliche Basis“, erinnert sie sich. „Dann brachte Jeder seinen Teil mit und es entstand eine fleißige, sich ergänzende Gemeinschaft, die sich gegenseitig auch im Verstehen unterstützt hat. Das wachsende Vertrauen und die Lernbereitschaft haben einfach Spaß gemacht!“

Quereinsteiger bringen wertvolle Kompetenzen mit

„Der Pflegebereich braucht engagierte Menschen, und viele Quereinsteiger bringen bereits wertvolle soziale Kompetenzen mit“, sagt Franziska Uffelmann vom Qualitätsmanagement. Sie hat die Absolventen über zwei Monate eng begleitet. „Durch passende Qualifizierungsangebote und begleitende Unterstützung können wir ihnen den Einstieg in die Pflege erleichtern und gleichzeitig dem Fachkräftemangel entgegenwirken.“ Genau das sei entscheidend: Wer in einem so verantwortungsvollen Umfeld wie der Pflege arbeitet, sollte sich in seinem Tun sicher fühlen. „Wir stoßen mit unserem Projekt eine wichtige Tür für einen Mangelberuf auf: Eine Art Schnupperphase von zwei Monaten ermöglicht interessante Einblicke in den Pflegeberuf unter Praxisbedingungen. So können niederschwellig erste Erfahrungen im Pflegeberuf gesammelt werden“, fasst Markus Friedrich zusammen.

Für die Quereinsteiger geht es nun richtig los. Sechs von ihnen konnten bereits in eine Anstellung vermittelt werden.