Der innovatio Sozialpreis zeichnet jedes zweite Jahr lokale Initiativen und Projekte aus, die nachhaltige und friedliche Handlungsperspektiven eröffnen. Der Unternehmensverbund aus Diakonie Gütersloh und DiakonieVerband Brackwede hat mit dem Projekt „Quereinstieg in die Pflege“ den Publikumspreis gewonnen. Durch das Projekt bekommen Menschen mit unterschiedlichem beruflichen Hintergrund die Chance, in den Pflegeberuf einzusteigen.
Wenn Ideen und Projekte die Welt positiv verändern und die Initiatoren Antworten auf drängende gesellschaftliche Problemen liefern, geht es oft um konkrete Veränderungen im Kleinen und vor Ort. Dieses Engagement im Lokalen ehrt der innovatio Sozialpreis und bietet den Akteuren eine größere Bühne. Markus Friedrich, Leitung Qualitäts- und Bildungsmanagement und Fördermittelmanager im Unternehmensverbund, hat sich genau aus diesem Grund beim innovatio beworben. „Innovatio ist der renommierte Preis der Sozialwirtschaft und wird seit 1998 ausgerichtet. Ich fand es sinnvoll, mich mit diesem Projekt zu bewerben, weil es eine echte Chance für Menschen bietet, die sich einen qualifizierten und begleiteten Einblick in die Pflege wünschen“, erklärt er seine Beweggründe. „Außerdem wollte ich unsere Arbeit nach außen hin sichtbar und das Konzept bekannt machen. Kopieren ist nämlich ausdrücklich erwünscht“, so Friedrich weiter.
In Berlin beim Sozialpreis fiel ihm schnell auf, dass das Gros an Projekten aus der Beratung und Sozialwirtschaft allgemein stammte, die Pflege eher unterrepräsentiert war. „Ich war der Exot“, schmunzelt Friedrich. Das Publikumsvoting bestätigte, dass das Projekt „Quereinstieg in die Pflege“ einen Nerv getroffen hatte. „Wir tun auch etwas für Menschen, wenn auch auf eine andere Weise“, erläutert Markus Friedrich. „Wir geben ihnen eine Angel und nicht nur einen Fisch“, wandelt der passionierte Hobby-Angler das Zitat von Konfuzius ab.
Menschen befähigen
Genau darum geht es: Menschen zu befähigen. „Quereinstieg in die Pflege“ richtet sich an Jüngere und Ältere gleichermaßen, die entweder beruflich noch unentschieden sind, sich bewusst umorientieren wollen oder Schwierigkeiten haben, einen Job zu finden. Im Projekt können Interessierte zwei Monate in die Theorie und Praxis der Pflege „hineinschnuppern“ und niedrigschwellig eigene Erfahrungen sammeln, ob der Bereich die passende berufliche Ausrichtung für sie ist. „Wenn ich in der Pflege arbeiten will, dann muss ich den Umgang mit Nähe und Distanz kennen, Aufgaben wie Essen anreichen, Körperpflege - das will alles gelernt sein“, sagt Friedrich. „Wir geben den Teilnehmern des Projekts dieses Wissen an die Hand und damit auch Sicherheit im Tun. Und wenn jemand merkt, das ist was für mich, dann kann sie oder er bei uns in einer Wohngemeinschaft, Diakoniestation und in der Stationären Pflege arbeiten. Oder direkt eine Ausbildung zum Pflegefachassistenten oder zur Pflegefachperson aufsatteln. Karrierechancen inklusive“, zeichnet Markus Friedrich mögliche Werdegänge auf.
Der Zugang zu der Qualifizierung ist über den Bildungsgutschein des Jobcenters oder als Selbstzahler möglich. Die Ausbildung kostet für Selbstzahler 2.300 Euro. Die Diakonie vergibt zwei „Stipendien“ und übernimmt die Kosten für zwei Bewerberinnen bzw. Bewerber. „Wenn wir merken, jemand ist richtig motiviert, dann schenken wir dieser Person die Qualifizierung“, so Friedrich.
Gründe für den Einstieg in die Pflege gibt es viele: gutes Gehalt, einen zukunftssicheren Job, Aufstiegsmöglichkeiten, Voll- und Teilzeit sind möglich. Markus Friedrich ergänzt: „Wir haben klasse Referentinnen und Referenten, richtig erfahrene Leute, mit denen es Spaß macht, zu lernen und sich auszutauschen. Hier wird niemand ins kalte Wasser geworfen. Theorie und Praxis finden in der Diakonie-Akademie statt, damit jeder auch wirklich in der Pflege ankommen kann.“
Weitere Informationen zum Quereinstieg in die Pflege.