Als frisch gebackene Diplom-Sozialpädagogin wagte Nicole Schipplick 1997 den beruflichen Spagat: Sie begann im Sozialdienst des Ev. Altenzentrums Ernst-Barlach-Haus – in Teilzeit. Nebenbei arbeitete sie bereits als selbstständige Gitarrenlehrerin. Eine Kombination, die sie nach wie vor glücklich macht und auch den Bewohnern*innen im EBH zu Gute kommt.
Hilfe bei schwieriger Post vom Amt
Ihr Büro im Erdgeschoss des Altenzentrums an der Rheinallee 45 a ist gemütlich eingerichtet. Frische Blumen zieren einen runden Tisch, an dem persönliche Gespräche geführt werden. Immer wieder klopfen Bewohner*innen an die Tür. „Frau Schipplick, hier ist ein Brief vom Amt. Den verstehe ich nicht“, heißt es oft. Dann nimmt sich die 48-Jährige Zeit und erklärt. Gemeinsam mit ihrem Stellvertreter Michael Mamat ist sie der Erstkontakt für Menschen, die ins EBH einziehen möchten, und zuständig für die Belegung der Zimmer im ganzen Haus. Aktuell leben dort 102 Menschen. Außerdem berät sie diese in „allem, was nicht mit der Pflege zu tun hat.“ Zur Rundumversorgung zählt beispielsweise, den Menschen beim Ausfüllen von Anträgen zu helfen. Oft kommen auch die Angehörigen demenziell veränderter Bewohner*innen mit Anliegen zu ihr. Knifflig kann es werden, wenn die Finanzierung eines Heimplatzes Thema ist. Dann müssen private Vermögens- und Einkommensverhältnisse offengelegt werden. „Wir besprechen das hier in Ruhe und streng vertraulich“, betont Nicole Schipplick. „Was in diesem Raum gesagt wird, bleibt im Raum.“
Tapetenwechsel erfrischt
Nachmittags der Tapeten- und Themenwechsel. Dann gibt Nicole Schipplick Gitarren-Unterricht für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. „Alles zusammen hält unheimlich frisch“, sagt sie mit echter Begeisterung. Diese überträgt sich offenbar auf ihre Schülerinnen und Schüler. Drei sind schon seit den 90er Jahren bei ihr. „Wir haben quasi die Schulzeit und das Abitur zusammen durchgestanden. Eine von ihnen hat im September 2018 geheiratet … Musik schweißt einfach zusammen.“ Zum Teil kommen schon die Kinder früherer Schülerinnen und Schüler zur Stunde. Ihre Lehrerin selbst erhielt mit acht Jahren den ersten Preis bei im Regionalwettbewerb von „Jugend musiziert“ in der Wertung Klassische Gitarre. Ob sie streng unterrichtet? Die 1,48 Meter kleine Frau lacht. „Herzlich, aber konsequent würde ich sagen.“ Musik sei ein Hobby, das Freude bringen soll. „Aber wenn Sie sich darauf einlassen, dann müssen Sie schon etwas tun.“
„Wenn Emotionen geweckt werden, ist es ein gutes Konzert“
Nicole Schipplick versteht sich als „Lebensbegleiterin“. Und vielleicht ist genau das die Klammer, die ihre beiden Berufe verbindet. Ihr künstlerisches Talent kommt auch den Menschen im EBH zu Gute. 2019 hat die Musikerin dort bereits zwölf Konzerte gegeben, unter anderem mit ihrem Partner Andreas Schlüer. Zusammen bilden sie das „Duo Diferente“, das sich auf lateinamerikanische Gitarren-Kompositionen spezialisiert hat.
Hinzu kamen 2019 zwei weitere Konzerte im Begegnungszentrum Neue Schanze und drei im Altenzentrum Johann-Heermann-Haus in Brackwede – allesamt Einrichtungen, die zum DiakonieVerband Brackwede gehören. Immer ehrenamtlich und nicht in der Dienstzeit, wie Nicole Schipplick betont.
Die nächsten Auftritte
Seit 2015 tritt Nicole Schipplick unter anderem solistisch als Sopranistin auf – ab 2001 hat sie konsequent Gesangsunterricht genommen.
Wer die Musikerin in nächster Zeit live erleben möchte:
- Am Samstag, 23. November (vor Totensonntag), ab 16 Uhr gibt sie mit Olga Janzen (Klavier) ein Herbstkonzert im Speisesaal des Ernst-Barlach-Hauses an der Rheinallee 45a in Sennestadt. Gemeinsam tragen sie Werke von Händel, Mozart, Mendelssohn-Bartholdy, Schubert, Strauss und anderen vor. Der Eintritt ist frei. „Oft sitzen die Menschen bei solchen Anlässen da und weinen“, hat die Sängerin festgestellt. „Bei anderen Konzerten lachen sie auch. Wenn man es schafft, Emotionen zu wecken, dann war es ein gutes Konzert.“
- Mit dem Extrachor des Theaters Bielefeld wirkt Nicole Schipplick in der Oper „Aida“ von Giuseppe Verdi mit. Premiere ist am Samstag, 30. November, um 19:30 Uhr.
„Man lernt, was wichtig ist im Leben“
Für Nicole Schipplick ist Musik lebenswichtig. Im Januar 2019 musste sie sich einer Brustkrebs-Operation unterziehen. Neun Tage später gab sie wieder ein Konzert. Noch hatte sie Schmerzen, aber sie sagt: „Wenn ich musiziere, dann spüre ich meinen Körper nicht.“ Im Altenzentrum EBH arbeitet sie weiter wie gehabt, und bleibt optimistisch. „Bei manchen Dingen wird man gelassener. Man lernt, was wichtig ist im Leben.“ Nähere Informationen gibt es auf der Website: www.nicole-schipplick.de