Am 11. Januar 2022 findet der erste Treff für pflegende Männer statt: Von 15:30 bis 17 Uhr können sich diese dann jeden zweiten Dienstag im Monat in der Uthmannstr. 13 austauschen. Moderiert werden die kostenfreien Treffen ehrenamtlich von Volkhard Dietrich, der auch erfahren ist in der Begleitung älterer Menschen. Die Veranstaltungen stehen unter dem Motto „Meine Frau ist pflegebedürftig. Wie geht Mann damit um?“ und thematisiert damit Bereiche, die pflegende Männer besonders tangieren. Björn Neßler, Geschäftsführer des DiakonieVerbands Brackwede, begrüßt diesen neuen Ansatz. „Uns ist es ein Anliegen, pflegende Angehörige ganz individuell bei ihrer herausfordernden Aufgabe zu unterstützen. Und dazu gehört es auch, auf die besonderen Fragestellungen pflegender Männer einzugehen, die in der Ansprache und öffentlichen Kommunikation kaum stattfinden“, sagt Neßler.
„Es wird getan, was getan werden muss“
„In vielen Gesprächen hat sich herausgestellt, dass Männer die Organisation im Außen – also Bankgeschäfte, Organisation von Therapien und so weiter – wie selbstverständlich übernehmen, weil sie das aus ihrer bisherigen Lebenserfahrung auch kennen“, erläutert Simone Nogossek. „Frauen hingegen zeigen große Stärken, die Pflege im häuslichen Umfeld durchzuführen und die Versorgung vor Ort zu übernehmen. Wir sprechen hier von einer älteren Generation, bei der eine traditionelle Rollenverteilung üblicher war.“ Die Männer begegneten nach Nogosseks Erfahrung dieser neuen Aufgabe mit Pragmatismus, Struktur und dem Selbstverständnis „in guten wie in schlechten Zeiten“ für die Ehepartnerin da zu sein. Für sie beginnt eine völlig neue Lebensphase. „Es wird getan, was getan werden muss: Viele Herren lernen nun kochen, den Haushalt zu führen und auch die Pflege – diese mit einem gewissen fachlichen Ehrgeiz“, so Nogossek weiter. Männer begreifen Pflege eher als „Arbeit“, beziehen früher Unterstützungsangebote mit ein, bleiben aber der Hauptakteur. Und sie wollen aus dieser Aufgabe keine Leidensgeschichte machen und sehen die Situation mit Humor. „Ein Herr sagte mir mal: Das Ausziehen hat vor 30 Jahren mehr Spaß gemacht“, schmunzelt Sabine Nogossek.
Neuer Ansatz
Der Treffpunkt Alter – der auch über Kirchensteuermittel kofinanziert wird - starten damit etwas Neues: Bisherige Gesprächskreise werden hauptsächlich von Frauen besucht, die Themen richten sich hier nach ihnen. „Wir wollen einen Rahmen schaffen, in dem sich gerade gleichgesinnte, gleichbetroffene Männer begegnen können, wo sie sich gegenseitig stützen und stärken“, erläutert Nogossek den Ansatz. Denn Männer redeten nicht so leicht über ihre Belastung. Daher soll in dem neuen Treff auch die persönliche emotionale Situation Raum bekommen. Simone Nogossek weiß aus ihrer Erfahrung in der Seniorenberatung, dass viele pflegende Männer sehr isoliert sind „Durch den Austausch mit Gleichgesinnten werden täglichen Herausforderungen leichter, die Männer fühlen sich in ihrer Situation nicht mehr allein.“
Weitere Informationen gibt es bei Simone Nogossek, Tel. 0521 94239-116, E-Mail: simone.nogossek@diakonie-bielefeld.de.