Heute testen Adelheid Wildeboer (84) und Rosemarie Schefer (84) den aufrecht gestellten 43-Zoll-Touchscreen. Er ist gerade so dicht vor ihnen postiert, dass sie sich ein wenig strecken müssen, um ihn zu berühren. Das ist Absicht, denn neben der geistigen Fitness soll auch die Beweglichkeit gefördert werden.
Die beiden Gäste wirken skeptisch, aber neugierig. Sie möchten zusammen ein Mandala „ausmalen“. Betreuungsassistentin und Pflegehilfskraft Kerstin Raschidi (54) zeigt ihnen, wie es geht: „Das hier ist die Menüleiste. Wählen Sie einfach ein Motiv und eine Farbe.“ Erst zaghaft, dann immer mutiger berühren die Seniorinnen den Bildschirm, bis die Vorlage virtuell ausgemalt ist. Kerstin Raschidi hilft sofort, falls etwas nicht gleich klappt. Ansonsten laute das Motto: „Hier kann man eigentlich nichts falsch machen.“
Später wagen sich die Damen an ein gemeinsames Landschaftsbild, diskutieren über die Farben und lachen vor Freude über das Ergebnis. Theoretisch können sie das persönliche Kunstwerk per Scan-Code an Angehörige schicken. Aber so weit sind sie heute noch nicht.
Dabei bleiben, kommentieren, begleiten
„Trotz aller technischen Möglichkeiten: Die persönliche Betreuung und das Gespräch bleiben wichtig“, sagt Kerstin Raschidis Kollegin Ingrid Potthast. „Schließlich kommen die Gäste genau dafür in unsere Tagespflege. Wir bleiben am Care Table dabei, moderieren, kommentieren und begleiten.“
Seit September 2023 wird das Gerät in der Tagespflege an der Kirchstraße 16 aktiv genutzt. Mittlerweile fragen manche Gäste gezielt nach der digitalen Tafel. „Sie finden vor allem Malen interessant“, berichtet Ingrid Potthast. Beliebt seien aber auch das Quiz zum Gedächtnistraining und ein Programm, um Tiergeräusche zu erkennen. Dieses ist besonders bei demenziell erkrankten Menschen beliebt. Alle Gäste finden Gefallen daran, bekannte Musik zu hören oder bei Bewegungsspielen wie „Glühwürmchen einsammeln“ aktiv zu sein.
Manchmal tritt Konrad Skeris, einer der Gäste, für eine Partie Schach gegen den Computer an. Aber nicht allzu oft. Schließlich kommt auch er für den persönlichen Kontakt in die Tagespflege.
Virtuelle Städte-Reisen wecken Erinnerungen
Noch haben die Seniorinnen und Senioren nicht alle Möglichkeiten ausprobiert. Bei „Städte-Reisen“ werden Erinnerungen wach und im Gespräch geteilt. Virtuell können die Teilnehmenden nach Amsterdam, Paris oder Rom fahren. Sehenswürdigkeiten lassen sich heranzoomen und aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten.
Theoretisch könnten die Besucher*innen der Tagespflege auch Zeitung lesen am Tablet und sich die Artikel vergrößern lassen, Rechenaufgaben lösen und anderes mehr. „Wir ziehen neue Anregungen für unsere Arbeit aus dem Gerät“, so Kerstin Raschidi. „Die Vorbereitung wird einfacher, zum Beispiel für ein Quiz, und wir können noch flexibler auf die Wünsche der Gäste eingehen.“
„Mensch ärgere dich nicht“ mögen sie als „echtes“ Brettspiel lieber.
Die Tafel lässt sich, wie der Name „Care Table“ schon sagt, auch horizontal wie ein Tisch nutzen, etwa für „Mensch ärgere dich nicht“ oder „Rummikub“. „Das haben wir hier aber noch nicht ausprobiert“, sagt Ingrid Potthast. „Unsere Gäste spielen dann doch lieber die ganz normalen Brettspiele.“
„Care Table“ kommen auch in weiteren Einrichtungen der Diakonie zum Einsatz, wie in der Tagespflege im Haus „Am Ahornpark“ (Rheda-Wiedenbrück) und im Altersheim Johann-Heermann-Haus (JHH) in Bielefeld-Brackwede.
Kontakt zur Tagespflege der Diakonie Gütersloh in der Kirchstraße 16 in 33330 Gütersloh: Agnzieszka Gawlitza, Tel. 05241-9867-2210