Den Anfang machte am 13. Januar 2021 das Haus Lackhütter-Plaßmann: In der Pflege-Wohngemeinschaft (WG) im Erdgeschoss und der Intensivpflege-WG im Obergeschoss wurden an einem Tag insgesamt 18 und damit 86 Prozent der Bewohner*innen geimpft. Von den Mitarbeitenden ließen sich 32 das Vakzin direkt am ersten Tag oder etwas später verabreichen. Zehn weitere warten noch darauf, dass sie an die Reihe kommen. Dafür gibt es verschiedene Gründe: Manche haben bereits eine Corona-Infektion durchgemacht und fallen so durch das Impf-Raster. Andere sind derzeit gesundheitlich angeschlagen. Lediglich drei möchten sich zunächst nicht impfen lassen.
Vorstand Björn Neßler: „Die Impfung ist freiwillig“
Auch wenn er die Impfung für wichtig hält, betont Björn Neßler, Vorstand des Diakonie Gütersloh e.V. und Geschäftsführer der DiakonieVerband Brackwede GmbH: „Die Impfung ist absolut freiwillig! Wir nehmen die Sorgen unserer Mitarbeitenden sehr ernst.“
Daher bietet die Diakonie im Unternehmensverbund für ihre Mitarbeitenden beispielsweise Informationsveranstaltungen mit einem Impfarzt und einen Podcast im Intranet an. Außerdem beantwortet sie häufig gestellte Fragen in der Rubrik „FAQs“. Und wer sich doch noch für das Vakzin entscheidet, kann sich bei einem der Folgetermine in den WGs impfen lassen. Denn rund drei Wochen nach der Erstimpfung ist jeweils eine zweite zur Immunisierung fällig. Das Angebot gilt nach Angaben der Diakonie für Bewohner*innen ebenso wie für die Mitarbeitenden vor Ort.
89 Prozent der Bewohner*innen nahmen bereits teil
In den Pflege-WGs der Diakonie Gütersloh, in denen die Impfung bisher angeboten werden konnte, wurden bereits 89 Prozent der Bewohner*innen geimpft. Und von den Mitarbeitenden nahmen zunächst rund 80 Prozent die Gelegenheit zur Impfung wahr. Björn Neßler ist sicher, dass weitere Kollegen*innen folgen werden: „Der Weg zu mehr Akzeptanz der Impfung kann nur über Zuhören und Aufklärung erfolgen. Deshalb hoffe ich sehr, dass die Bundesregierung die Impfkampagne so gestaltet, dass Impfberechtigte wie unsere Pflegekräfte sich aus eigenem Antrieb daran beteiligen anstatt aus Angst vor Restriktionen.“
„Ich will nicht, dass mich das Virus erwischt“
Diesen Antrieb hat auch Stefanie Reketat. Seit 2007 arbeitet sie als Pflegefachkraft. Im Februar 2020 trat sie ihren Dienst in der neu eröffneten Pflege-WG im Haus Lackhütter-Plaßmann an. Sie lässt sich nur gegen das Nötigste impfen, sagt sie; gegen Grippe beispielsweise noch nie. „Aber ich sehe die Notwendigkeit, dass jeder seinen Teil dazu beiträgt, um die Pandemie in den Griff zu bekommen.“ Dann krempelt sie den Ärmel für die Impfung hoch. Sorgen oder Bedenken hat sie nicht, denn sie hat sich umfassend informiert und auch das Gespräch mit dem Arzt gesucht. „Das mache ich zum Schutz der Bewohner“, sagt Stefanie Reketat. Dabei lächelt sie die 77-jährige Herta Lütje an, die seit April 2020 in der WG wohnt.
Die beiden Frauen verstehen sich gut. Herta Lütje ist das, was man einen entspannten Menschen nennt.
Sie lobt die gute Küche des Hauses und hat unter den Bewohner*innen auch eine Freundin gefunden. Sorgen macht sie sich wegen der Impfung nicht. Auf die Frage, warum sie sich impfen lässt, erwidert Herta Lütje: „Weil ich nicht will, dass mich das Virus erwischt!“ Die vielen Hygienemaßnahmen und die Tatsache, dass die Pflegekräfte ständig Masken tragen – all das findet sie mittlerweile „ganz normal.“
Nach den Impfungen geht es Herta Lütje und Stefanie Reketat gut. An den folgenden Tagen berichten beide nur von etwas „Muskelkater im Arm“.
Pflegefachkraft in WG „Trinitatis“: „Ich weiß, wozu ich das mache“
Eine Woche später stand in der WG „Trinitatis“ in Gütersloh-Kattenstroth die Corona-Schutzimpfung an: „Halleluja!“, dachte sich Michaela Mummert, als sie von dem Termin erfuhr. Sie ist seit zwölf Jahren Pflegefachkraft. Seit zwei Jahren arbeitet sie in der WG „Trinitatis“ am Brockweg. Den gestiegenen Aufwand für Hygienemaßnahmen und das Maske-Tragen nimmt sie gelassen. „Ich weiß ja, wozu ich das mache“, sagt sie. Das sei eine Selbstverständlichkeit, zum Schutz der Bewohner*innen, ihrer Familie und ihrer eigenen Sicherheit.
„Und es schimpft hier keiner, wenn man kurz vor die Tür geht, um die Maske abzusetzen und Luft zu schnappen.“ Das Team halte zusammen. Man lache gemeinsam und alle zögen an einem Strang.
Michaela Mummert weiß auch um die Bedenken, die ihre Kollegen*innen umtreiben. „Wenn ihr euch unsicher seid, wendet euch vertrauensvoll an euren Hausarzt“, rät sie. „Nutzt die Aufklärungsgespräche! Und informiert euch auf den verlässlichen Seiten wie beim RKI.“
Direkt nach der Pflegefachkraft war die 85-jährige Bewohner*in Christel Schaumburg an der Reihe. Sie ist selbst ausgebildete Pflegefachkraft und hatte sich gut über die Impfung informiert. Nun wollte sie ein Vorbild sein. Am Morgen nach der Impfung verspürte sie keinerlei Spur von Müdigkeit – und unternahm erst einmal einen Spaziergang.