„Vorrangiges Ziel in diesem Jahr waren die Erst- beziehungsweise Auffrischungsimpfungen für möglichst viele Menschen, die von Wohnungsnot und Armut betroffen sind“, berichtet Jan Sassenberg, Leiter der Wohnungslosenhilfe. „Viele unserer Klient*innen sind leider immer noch ungeimpft.“ Dabei sei gerade für Menschen, die obdachlos sind oder die in städtischen Notunterkünften leben, der Impfschutz besonders wichtig.
Die kalte Jahreszeit und oft schwierige Lebensumstände schwächten die Gesundheit der Betroffenen. Der Zugang zu medizinischer Versorgung sei ebenfalls eingeschränkt. „Viele waren seit Jahren nicht mehr bei einem Arzt“, so Jan Sassenberg. „Wohnungslose gehören folglich zu den vulnerabelsten Menschen unserer Gesellschaft.
Team der Gütersloher Impfstelle im Einsatz
Eine Impfung als Weihnachtsgeschenk? Das Team der Gütersloher Impfstelle fand die Idee so gut, dass es zusagte, obwohl es eigentlich über Monate hinweg ausgebucht war. Die Wohnungslosenhilfe hatte daraufhin zusammen mit den Mitarbeitenden der städtischen Notunterkünfte in der Wohnungslosen-Szene kräftig die Werbetrommel für die weihnachtliche Impfaktion gerührt.
So konnte das neunköpfige Team der Impfstelle schließlich besagte rund 80 Menschen im „Haus der Begegnung“ impfen. Die Evangelische Kirchengemeinde hatte die Räume kostenlos zur Verfügung gestellt.
Open-Air-Weihnachtsfeier musste ausfallen
Um die Impfaktion attraktiver zu gestalten, sollten ursprünglich Getränke, Waffeln und Bratwürstchen ausgegeben werden. Wie jedes Jahr stand auch ein Auftritt des Bläserchors der Ev. Kirchengemeinde Gütersloh an. „Wir haben frühzeitig das Ordnungsamt, das Gesundheitsamt sowie unseren Krisenstab ins Boot geholt“, berichtet Jan Sassenberg. Zunächst habe auch alles gut ausgesehen für eine Open-Air-Weihnachtsfeier. Doch die steigenden Inzidenzen machten den Plänen weitgehend einen Strich durch die Rechnung. Immerhin waren dann doch noch frisch gegrillte Würstchen erlaubt, allerdings zum Mitnehmen. Außerdem konnten sich Bedürftige winterfeste Kleidung aus dem Secondhand-Shop "Trödelladen" der Evangelischen Kirche mitnehmen.
„Alle ziehen an einem Strang“
Björn Neßler, Vorstand der Diakonie Gütersloh, zeigte sich beeindruckt vom Engagement der beteiligten Akteure, gerade vor dem Hintergrund der aktuellen unsicheren Corona-Lage: „Statt einen einfachen Weg zu gehen und die Veranstaltung von Anfang an abzusagen, wurden die Kolleginnen und Kollegen der Wohnungslosenhilfe, der Kirchengengemeinde Gütersloh, der Tafel und der Stadt kreativ“, sagte er. „Alle zogen an einem Strang und ermöglichten so eine weihnachtliche Veranstaltung in kleinem Rahmen, welche auch unmittelbar dem Gesundheitsschutz teilweise sehr vulnerabler Menschen dient.“
Sach- und Geldspenden für Weihnachtstüten
Leider, so Jan Sassenberg, werde die Bundesregierung den Harz-IV-Satz im Januar 2022 nur um 3 Euro erhöhen. Das sei zu wenig angesichts der enormen Preissteigerungen des vergangenen Jahres. „Mit den Weihnachtspaketen und Gutscheinen möchten wir die Not etwas lindern. Viele Menschen haben auf unseren Spendenaufruf reagiert, und das sehr großzügig. So konnten wir allen Geschenktüten Zehn-Euro-Einkaufsgutscheine beifügen“, freut sich Sassenberg. Die Gütersloher Tafel beteiligte sich ebenfalls mit größeren Lebensmittelspenden an der Aktion.
Das Team der Wohnungslosenhilfe dankte dem mobilen Impf-Team sowie allen Beteiligten und Spendern. Das einhellige Urteil über deren Einsatz: „einfach großartig!“