Viktoria Opanasyk stammt aus der Nähe von Kiew. Am 11. März sind sie und ihr Mann mit den beiden Töchtern (zwölf und vier Jahre) und dem knapp über ein Jahr alten Sohn nach Gütersloh gekommen. „Meine Mutter und mein Bruder sind mit uns geflohen“, erklärt Viktoria Opanasyk. Jetzt lebt sie mit ihrer Familie in einer Wohnung, die ihnen Bekannte aus Gütersloh vermittelt haben. „Sie haben uns zu der Wohnung verholfen, uns zum Rathaus begleitet, Essenspakete gebracht und vieles mehr – wir sind so dankbar dafür!“, sagt die Ukrainerin.
Erstes Treffen im Café Connect
Von den Mitarbeitenden im Rathaus bekam sie eine Liste mit Stellen, an die sie sich bei unterschiedlichen Belangen wenden kann, darunter auch die Flüchtlingsberatung der Diakonie Gütersloh und das Café Connect. Sie nahm direkt am ersten Treffen für Ukrainer:innen teil, das Mitte März im Café stattfand und ist auch bei dem Angebot geblieben. „Ich finde es toll, dass die Diakonie so etwas anbietet“, bekräftigt Opanasyk. Sie habe sich direkt wohl gefühlt, es habe „gemütlich und beruhigend“ auf sie gewirkt. Der Begegnung mit anderen Ukrainer:innen misst sie eine große Bedeutung zu, denn so könne man erfahren, wie es anderen gehe. „Und wir tauschen uns aus, geben uns Tipps“, sagt sie.
Auch Katharina Stein von der Flüchtlingsberatung hat diese Erfahrung gemacht: „Wenn es zum Beispiel um ein Formular geht, dann hat es oft jemand aus der Gruppe dabei und zeigt es den anderen, damit sie wissen, wie es ausgefüllt werden sollte.“ Hilfe zur Selbsthilfe ist ein wichtiges Thema, damit die Menschen sich nicht ausgeliefert, sondern wirksam und selbstbestimmt fühlen.
Im Café Connect unterstützen – aber wie?
Wirksam wollte auch Viktoria Opanasyk sein. „Ich habe direkt beim ersten Treffen gedacht, dass ich hier helfen möchte“, sagt sie. Ihre Idee war zunächst, Ukrainer:innen, mit der Deutschen Sprache zu helfen, beispielsweise bei Formularen oder der generellen Kommunikation. Viktoria Opanasyk hat ihre ersten Deutschkenntnisse als Au-pair vor rund 20 Jahren gesammelt. Ihre Einschätzung: „Für mich war es sehr hilfreich, die Sprache dort zu lernen, wo sie auch als Muttersprache gesprochen wird“. Zurück in der Ukraine hat sie dann Deutsch und Englisch mit dem Ziel studiert, Lehrerin zu werden. „Dann kam meine erste Tochter zur Welt und meine Pläne haben sich etwas verändert“, erinnert sie sich. Opanasyk hat kurze Zeit als Grundschullehrerin gearbeitet und später mehrere Jahre als Erzieherin in einem Kindergarten. „Ich habe zehn Jahre lang kein Deutsch gesprochen“, sagt sie. Verlernt hat sie es definitiv nicht. Durch die erneute Übung und den Ansporn, andere mit ihren Kenntnissen zu unterstützen, ist alles wieder parat.
Katharina Stein habe sie dann ermuntert, einen Sprachkurs anzubieten. „Und dann haben wir einfach losgelegt“, schmunzelt Opanasyk. Elf Personen nahmen am ersten Termin teil, es gibt mehr Anfragen als Plätze. „Wir müssen schauen, wie oft ich das anbieten kann“, sagt die dreifache Mutter. Ihre Motivation ist groß, und sie sieht einen besonderen Bedarf: Oft werden Deutschkurse auf Englisch unterrichtet. „Das ist vor allem für ältere Menschen schwierig, die kein Englisch in der Schule hatten“, erklärt sie. Ihr ist es wichtig, dass die Ukrainer:innen den Mut finden, Deutsch zu sprechen, und zwar „mehr als nur ein paar Worte“.
Katharin Stein sieht in dem Angebot von Viktoria Opanasyk eine besondere Chance: „Die Kursteilnehmer haben jetzt schon Erfolgserlebnisse, ganz konkret zum Beispiel beim Einkaufen. Ich denke, dass sie sich im Anschluss daran auch einen Zertifikatskurs zutrauen.“
„Helfen tut einfach gut“
Viktoria Opanasyk ist froh, dass sie den Sprachkurs anbietet und kann ihren Landsleuten in Gütersloh ein ehrenamtliches Engagement nur empfehlen, denn: „Helfen tut einfach gut!“, ist sie sich sicher. Für alleinerziehende Mütter mit kleinen Kindern, die keinen Kindergartenplatz bekommen haben, sei das natürlich schwierig. Allen, die es sich einrichten können, legt sie ans Herz, rauszugehen, in Kontakt mit anderen Menschen zu kommen und zu schauen, wie und wo sie unterstützen können. „Dadurch fällt es leichter, sich zu integrieren, man fühlt sich besser und es lenkt von dem ab, was gerade in der Ukraine passiert“, sagt sie. Auch ihre Bekannten, die in Polen geblieben sind, arbeiten dort als Freiwillige, als „Volunteers“, wie sie sagt. Dann lernt sie den Begriff „Ehrenamt“ kennen und findet: „Ein schönes Wort!“
Spendenbox:
Die Flüchtlingsberatungsstelle des Diakonie Gütersloh e.V. wurde 2015 gegründet. Seit 2016 hat sie ihren Sitz in der Kirchstraße 10a. Zusammen mit der Evangelischen Kirchengemeinde betreibt sie dort ein Zentrum der Flüchtlingshilfe, in dem drei Hauptamtliche sowie zahlreiche ehrenamtliche Flüchtlingshelfer*innen eng und vertrauensvoll zusammenarbeiten. „Herz" der Einrichtung ist das Café Connect als sozialer Treffpunkt für Geflüchtete, Ehrenamtliche und interessierte Gütersloher Bürgerinnen und Bürger. Zum Angebot gehören außerdem ehrenamtliche Sprachkurse und anderes mehr. Der Betrieb des Café Connect ist auf Spenden angewiesen. Spenden werden benötigt für die Erstellung von Informationsmaterial, Lebens, Bastelbedarf, Übungsleiteraufwendungen für Gruppenbetreuung oder Übersetzungen, Eintrittsgelder, Ausstattung der Kinderecke und Betriebskosten.
Hier können Sie online an die Diakonie Gütersloh für die Arbeite mit geflüchteten Ukrainer:innen spenden.
Die Bankverbindung lautet:
Diakonie Gütersloh e.V., KD Bank eG, Dortmund
lban: DE50 3506 0190 2118 1550 28
BIC: GENODED1 DKD
Verwendungszweck: Flüchtlingsberatung