Die Aktionswoche der Schuldnerberatung findet in diesem Jahr vom 30. Mai bis 3. Juni statt. Das Motto „… und plötzlich überschuldet“ bringt den Weg vieler Betroffener in die Überschuldung auf den Punkt. „Eine Krankheit, Kurzarbeit, eine heftige Nachzahlung beim Stromversorger oder die aktuell stark gestiegenen Kosten für Lebensmittel und Kraftstoffe: Vieles kann die eigene Finanzlage aus dem Gleichgewicht bringen,“ so Sandra Fuest, Leitung der Schuldner- und Insolvenzberatung der Diakonie im Kreis Warendorf. „Und plötzlich ist man nicht mehr bloß verschuldet, sondern überschuldet.“ Für viele Betroffene folge daraus ein Kreislauf aus Forderungen, die nicht beglichen werden können. Sie erleben Stigmatisierung, schämen sich für ihre Situation, viele werden auch vor Sorgen krank.
Recht auf Schuldnerberatung für alle
Wer sich Hilfe holt, hat bessere Chancen, aus der Überschuldung zu kommen. Dafür sind die Schuldner- und Insolvenzberatung da. Sie zeigen Wege auf, um die eigene finanzielle Situation zu stabilisieren und nachhaltig zu verbessern. In Beckum und Ahlen beriet die Diakonie Gütersloh im Jahr 2021 insgesamt 623 Personen. 2020 waren es noch 593. Wie an vielen anderen Orten in Deutschland auch, werden die Anfragen immer mehr. „In der wöchentlichen Sprechstunde beraten wir die Menschen sofort. Für die komplette Schuldenregulierung ist eine Wartezeit von bis zu drei Monaten bis zur Beratungsaufnahme die Regel“, sagt Fuest.
Hinzu kommt, dass nicht alle Menschen ein Recht auf eine kostenfreie Schuldnerberatung haben – Rentner:innen, Student:innen und Lohnempfänger:innen, die über dem anderthalbfachen Sozialhilfesatz liegen, sind davon ausgeschlossen. Hier macht die Stadt Ahlen im Kreis Warendorf vor, wie es für die Betroffenen besser geht: Die Stadt finanziert unabhängig von der Einkommenshöhe die kostenlose Beratung. Für alle, die unter dem anderthalbfachen Sozialhilfesatz liegen, wird die Schuldnerberatung vom Kreis Warendorf bezahlt.
„Wenn man weiß, wie wichtig eine gute Beratung für die Überwindung der Überschuldung ist, leuchtet nicht ein, warum nicht alle, die in Schwierigkeit geraten, diese in Anspruch nehmen dürfen,“ so Sandra Fuest. „Wir fordern ein Recht auf eine kostenfreie Beratung für alle und einen konsequenten Ausbau der Beratungsstellen, mit einer stabilen Finanzierung. Mit der passenden Hilfe können Existenzen gesichert werden“