Die Wohnungslosenhilfe der Diakonie Gütersloh kämpft seit mehr 30 Jahren für von Wohnungsnot betroffene Menschen. In der Fachberatungsstelle der Diakonie wurden im letzten Jahr über 400 Hilfesuchende beraten und fast 2.000 Beratungsgespräche dokumentiert. Die Beraterinnen und Berater der Diakonie stellen jährlich mehr als 300 postalische Erreichbarkeitserklärungen aus. Mithilfe dieser Postadressen können Wohnungslose sich um Arbeit bewerben und Sozialleistungen beantragen. In 35 Fällen konnte Wohnungslosigkeit verhindert oder überwunden werden.
Wohnungslosigkeit in Gütersloh
Im Kreis Gütersloh steigt die Zahl der Menschen, die in Notunterkünften untergebracht sind, rasant: am Stichtag 31.1.2024 waren es 3.275 Personen, in 2023 waren es 2.665 Personen, in 2022 nur 1.885. Die Entwicklung ist in erster Linie durch den starken Zustrom Geflüchteter Menschen bedingt.
Auch die Zahl nicht-geflüchteter, wohnungsloser Menschen steigt: In Gütersloh leben zurzeit ca. 230 Personen in Notunterkünften; vor einem Jahren waren es nur 170. In der Stadt Gütersloh wird der mietpreisgebundene Wohnraum bis 2030 um weitere 25 % auf 1500 Wohnungen sinken. Es werden zusätzliche 1000 Sozialwohnungen gebraucht (Quelle: Empirica, 2020, Wohnungsbaubedarf der Stadt Gütersloh bis 2035).
Das Betreute Wohnen der Diakonie mit seinen 18 Wohnplätzen bietet Unterkunft und Hilfe für bis zu 40 Menschen jährlich. In den stadtnah gelegenen Wohngemeinschaften und Einzelappartements können Menschen in sozialen Notlagen, Haftentlassene und Menschen mit Sucht- und psychischen Problemen wieder Fuß fassen und einen Neustart wagen. Darüber hinaus unterstützt das ambulant betreute Wohnen jedes Jahr Dutzende von Menschen mit sozialen Schwierigkeiten in der eigenen Wohnung, um drohenden Wohnungsverlust zu verhindern.
Wohnungslosigkeit in NRW
NRW ist trauriger Spitzenreiter: Im Bundesländervergleich waren in Nordrhein-Westfalen mit 105.100 Personen am meisten Personen wegen Wohnungslosigkeit ordnungsrechtlich oder in Einrichtungen notuntergebracht.
Bundesweite Wohnungslosigkeit
Zum Stichtag 31. Januar 2024 waren in Deutschland rund 439.500 Personen wegen Wohnungslosigkeit in Notunterkünften und Einrichtungen untergebracht. Darüber hinaus sind weitere 49.000 Menschen verdeckt wohnungslos und 37.000 Menschen leben auf der Straße oder in Behelfsunterkünften. Insgesamt wurden 377.900 und damit deutlich mehr Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit gemeldet als im Vorjahr (2023: 311.900), ihr Anteil an allen untergebrachten wohnungslosen Personen erhöhte sich auf 86 % (2023: 84 %). Die Zahl der Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit nahm dagegen nur leicht zu auf 61.500 (2023: 60.200). Ihr Anteil an der Gesamtzahl der untergebrachten Wohnungslosen sank dadurch auf 14 % (2023: 16 %).
Bundesweit ist der Bestand an Sozialwohnungen seit 1990 um 60 Prozent gesunken. Seit 2017 hat die Zahl wohnungsloser Menschen um mehr als 40 % zugenommen (Quelle: Wohnungslosenbericht 2022 des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales). Viele weitere Haushalte in Deutschland drohen, ihre Wohnung zu verlieren.
Laut Jahresbericht "Preisgebundener Wohnungsbestand 2022" der NRW Bank wird sich der Bestand an Sozialwohnungen im Kreis Gütersloh bis 2035 von 5.400 Sozialwohnungen auf 2.000 Wohnungen mehr als halbieren, wenn keine zusätzlichen Wohnungen geschaffen werden. Der Bestand an preisgebundenem Wohnraum in der Stadt Gütersloh würde bis 2035 sogar um mehr als 70 % auf knapp 600 Wohnungen schrumpfen, wenn kein neuer Wohnraum hinzukommt. (Quelle: www.nrwbank.de/de/die-nrw-bank/research/preisgebundener-wohnungsbestand)