30 Jahre Wohnungslosenhilfe der Diakonie Gütersloh: Weihnachtsfrühstück mit rund 80 Gästen gefeiert

Auch das ist Tradition beim Weihnachtsfrühstück: Henning Matthes (l.), Sozialdezernent der Stadt Gütersloh, backte und verzierte Spritzgebäck für das Weihnachtsfrühstück der Wohnungslosenhilfe. Deren Leitung Volker Heinrich (M.) sowie Benjamin Varnholt (r.), Geschäftsbereichsleitung Beratung der Diakonie Gütersloh und deren Tochtergesellschaft DiakonieVerband Brackwede, kosteten gern. Foto: Diakonie Gütersloh e.V.

Gütersloh, 19. Dezember. Die Wohnungslosenhilfe der Diakonie Gütersloh hat heute ihr Weihnachtsfrühstück ausgerichtet. Damit ging die traditionsreiche Veranstaltung bereits in die 29. Runde. Die Wohnungslosenhilfe selbst besteht nun seit 30 Jahren.

Etwa 80 Gäste genossen die anheimelnde Atmosphäre beim Weihnachtsfrühstück im Haus der Begegnung der Evangelischen Kirche in der Kirchstraße. Dazu zählten Klientinnen und Klienten der Beratung sowie Spender*innen, Netzwerkpartner*innen und Freund*innen des Hauses. „Früher haben hauptsächlich Männer an dem Weihnachtsfrühstück teilgenommen“, erinnert sich Volker Heinrich, Leitung der Wohnungslosenhilfe. Doch inzwischen besuchten immer mehr junge Frauen mit ihren Kindern die Einrichtung. 

Im Haus der Begegnung wird gemeinsam gegessen, gelacht, gebacken und beim Kaffee „geschnackt“. Die Atmosphäre ist entspannt, und auch wenn das Leben außerhalb der warmen Mauern des Hauses der Begegnung nicht immer glatt verläuft: Hier strahlen die Augen und das Lachen klingt gelöst.

 

Klienten und Ehrenamtliche helfen mit

Das Weihnachtsfrühstück ist ein „Gemeinschaftsprojekt“: Die Mitarbeitenden der Wohnungslosenhilfe um Volker Heinrich sowie Klienten, Klientinnen und Ehrenamtliche richten es gemeinsam aus. Ingrid Kattenstroth zum Beispiel unterstützt das Weihnachtsfrühstück seit Jahren. Regina Dieckmann spendet regelmäßig. Diesmal fassten sie außerdem tatkräftig mit an, ebenso wie Astrid Flaskamp, die außerdem ehrenamtlich das Café Kanne betreut, und Susanne Zinram. Letztere hatte im vergangenen Jahr dafür gesorgt, dass der Erlös der Weihnachtstombola ihrer Firma für das Weihnachtsfrühstück bestimmt war.

 

Wer Plätzchen backt und Rührei brät

Eine Tradition, die zum Weihnachtsfrühstück gehört, ist das Plätzchenbacken. Sozialdezernent Henning Matthes hat es von seinem Vorgänger Joachim Martensmeier übernommen. Für das Rührei-Braten stand anstelle von Vorstand Björn Neßler diesmal Benjamin Varnholt am Herd, Geschäftsbereichsleitung Beratung der Diakonie Gütersloh und deren Tochtergesellschaft DiakonieVerband Brackwede.

 

Posaunenchor sorgte für festliche Stimmung

Zusätzlich sorgte der Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde für festliche Stimmung. Pfarrer Stefan Salzmann lud außerdem alle Anwesenden herzlich zur Vesperkirche ein. Sie soll vom 26. Januar bis zum 9. Februar 2020 die Gütersloher Martin-Luther-Kirche erneut zu einem besonderen Ort der Begegnung machen. Ein Angebot, das auch die Klienten der Wohnungslosenhilfe gern wahrnehmen.

 

Preisgünstige kleine Wohnungen sind Mangelware

Bei der Stadt Gütersloh sind aktuell 2.141 Haushalte als „wohnungssuchend“ registriert, davon 1.039 Einpersonenhaushalte. Zum Vergleich: Ende 2018 waren es noch 927 Einpersonenhaushalte. Volker Heinrich, Leitung der Wohnungslosenhilfe, sieht dies als klaren Beleg dafür, dass preisgünstige Kleinraumwohnungen Mangelware sind. „Wir bekommen das seit Jahren deutlich zu spüren. Unsere Klienten haben massive Schwierigkeiten, eine Wohnung zu finden, auch wenn wir sie bei der Wohnungssuche intensiv unterstützen“, so Volker Heinrich.

 

Ehrenamtliche gehen mit zum Amt

Von großer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die Unterstützung durch Ehrenamtliche: Sie begleiten bei Behördengängen, helfen bei der sozialen Integration oder haben einfach ein offenes Ohr. So tragen sie dazu bei, dass die Bemühungen der Wohnungslosenhilfe nachhaltig und auch außerhalb der Fachberatung weiter greifen können.

 

Vier von zehn Beratenen sind jünger als 27

Eine weitere Entwicklung wird ebenfalls deutlich: Mittlerweile sind 40,1 Prozent derjenigen, die die Beratung der Wohnungslosenhilfe in Anspruch nehmen, jünger als 27 Jahre. „Vor fünf Jahren waren es noch 34 Prozent“, erklärt Volker Heinrich. „Dies ist die gravierendste Veränderung bei unserer Klientel.“

 

Projekt „Freiraum“ für  junge Erwachsene

Volker Heinrich und sein Team haben darauf reagiert und in den letzten Jahren spezielle Angebote für junge Erwachsene entwickelt: das Projekt „Freiraum – Wohnhilfen für junge Erwachsene“. Dabei handelt es sich um eine Wohngruppe sowie Ambulant betreutes Wohnen speziell für diese Zielgruppe. „In diesem Alter ist eine Überwindung der besonderen sozialen Schwierigkeiten eher möglich, als wenn sich die Probleme erst einmal verfestigt haben“, so Heinrich. „Wir unterstützen die jungen Menschen besonders in Ausbildungsfragen, bei Schulden, Suchtbehandlungen, der Wohnungssuche und der Alltagsorganisation.“

 

Info: Historie der Wohnungslosenhilfe

Oktober 1989: Eröffnung der Beratungsstelle für Wohnungslose in der Schulstraße 15. Besondere Herausforderung: Nach Öffnung der Grenzen zogen mehr Menschen aus ganz Osteuropa u. a. nach Gütersloh, als der Wohnungsmarkt verkraften konnte.

Dezember 1990: Projekt Prekerstraße: Die Stadt Gütersloh stellte der Wohnungslosenhilfe ein Haus zur Unterbringung von fünf Personen zur Verfügung. Das Projekt wurde Ende der 90er Jahre beendet.

1994: In Gütersloh entstand das Wohnprojekt „Wischmeyerstraße“ mit zwölf Wohneinheiten. Beteiligte Kooperationspartner waren neben der Wohnungslosenhilfe die Ev. Kirchengemeinde als Grundstücksgeber und ein Wohnungsbaugesellschaft als Investor. Die Spendenaktion „Kalte Küche“, unterstützt durch Radio Gütersloh und die Sparkasse Gütersloh, ermöglichte die Kücheneinrichtung für alle Wohnungen.

1996 – 2001: Betreuung der kommunal untergebrachten Wohnungslosen in Harsewinkel. Die Wohnungslosenhilfe baute das Wohnprojekt „Auf den Middeln“ auf und begleitete es.

2003: Start des Teilstationären Wohnens mit zehn Plätzen in vier Wohngruppen

2013: Start des Ambulant Betreuten Wohnens

2018: Eröffnung einer Wohngruppe für Junge Erwachsene (18 bis 21 Jahre) mit drei Plätzen