„Es ist wirklich unglaublich!“ Sozialpädagoge Axel Bartelsmeier wirkt begeistert, wenn er sich an den Übergang der offenen Kinder- und Jugendarbeit aus dem „HoT Zefi“ in die neuen Räumlichkeiten am Tulpenweg 9 erinnert. „Einen Tag vor Silvester 2023 haben wir das dringend sanierungsbedürftige Zefi geschlossen. Pünktlich am 2. Januar 2024 hieß es ‚Tür auf!‘ – und die Menschen kamen.“
Das 550 Quadratmeter große, barrierefreie Haus ist als „Mitmach-Begegnungszentrum“ konzipiert. Vier Vormittage in der Woche stehen im Zeichen von Beratung, Sprachkursen, Angeboten für Seniorinnen und Senioren und mehr. Nachmittags wird es turbulenter, zum Beispiel in einer Mutter-Kind-Gruppe. Der Freitag ist den Jugendlichen vorbehalten.
„Wer hierherkommt, ist willkommen“
„Seit Tag eins laufen die Familienangebote im Stadtteilzentrum gut“, berichtet Einrichtungskoordinator Felix Bohnhorst vom DiakonieVerband Brackwede. „Inzwischen sind weitere Projekte gewachsen und aufgeblüht. Denn die Menschen wissen: Wer hierherkommt, ist willkommen.“
Im Gruppenraum, der sich durch eine mobile Trennwand zur Lutherkirche öffnen lässt, hat ein Vortrag begonnen: „Wie geht Bezahlen heute?“ Dieser bildet den Auftakt für eine Veranstaltungsreihe, die das Soziale Netzwerk Senne organisiert. Etwa 20 Männer und Frauen folgen den Ausführungen von Fachleuten. Nebenan läuft ein „Parallel-Programm“: Kinder basteln und spielen in verschiedenen Räumen, auch im Flur. Eltern plaudern miteinander, während sie ein wachsames Auge auf den Nachwuchs haben. Eine nahezu schalldichte Zwischentür sorgt dafür, dass der Vortrag für die Älteren und das Mutter-Kind-Programm problemlos zur selben Zeit stattfinden können.
„Alle Räume der Einrichtung sind möglichst multifunktional gestaltet“, erläutert Felix Bohnhorst. „Nur der Jugendbereich ist exklusiv den Kindern und Jugendlichen vorbehalten. Gleichzeitig war es uns wichtig, dass die Einrichtung modern und gemütlich ist. Hier hat die Zusammenarbeit mit unserem Vermieter, der Emmaus-Kirchengemeinde, hervorragend funktioniert – und das Wichtigste: Die Menschen in der Windflöte fühlen sich im Haus wohl und erleben die neue Ausstattung als Wertschätzung.“
Meist bringen die Mütter und Väter etwas zu Essen oder zu Trinken mit: Kaffee, Tee, Kekse und mehr. Manchmal gibt es auch spontane Koch-Aktionen im sogenannten „Bistro“, einem modernen Küchenbereich im Gruppenraum.
„Ein kleiner Sechser im Lotto“
Während die Kinder Spaß haben, kommen die Eltern ins Gespräch. „Frauen, die draußen auf der Straße Verständigungsschwierigkeiten haben, gehen hier aufeinander zu“, hat die ehrenamtliche Helferin Madeleine festgestellt. Sie sorgt mit 15 anderen Freiwilligen und Praktikantinnen dafür, dass sich alle wohlfühlen. Von der Sitzecke am gläsernen Haupteingang aus überblickt sie, was drinnen und draußen läuft. „Gefühlt bin ich hier ein Multitalent!“, sagt die 34-Jährige stolz. „Zunächst wurde ich gefragt, ob ich bei der Hausaufgabenbetreuung helfen könnte. Für mich war das selbstverständlich. Vorher saß ich mit meinen beiden Töchtern doch nur allein zuhause über den Schularbeiten.“ Inzwischen ist Madeleine in jeder freien Minute vor Ort. Am besten gefällt ihr der Donnerstag, „wenn die ganzen Mäuse zum Mutter-Kind-Treffen kommen. Ich hatte gedacht, dass es anstrengend wird, aber jetzt würde ich am liebsten alle Kinder adoptieren“, sagt sie mit einem breiten Lächeln. „Wir sind eine große Familie. Für mich ist das wie ein kleiner Sechser im Lotto.“
Manch eine Praktikantin war früher selbst im HoT Zefi zu Gast. So wie Narin, die auch bei den Ferienspielen hilft. Sie sagt: „Ich finde es gut, dass die Kinder hier so einen schönen Platz haben.“
Jugendliche zeigen Respekt vor den Älteren
„Die Jugendlichen profitieren vielleicht am meisten von dem neuen Zentrum“, findet Axel Bartelsmeier. „Sie haben ihren eigenen Raum, und den mögen sie sehr.“ Ali Özer ist einer von ihnen „Wir haben schon unsere Kindheit im HoT Zefi verbracht“, erklärt er stellvertretend für seine Freunde, „und wir freuen uns über den Umzug. Das neue Haus ist echt gut gelungen.“
Nun haben die Jugendlichen auch mit vielen älteren Menschen zu tun, unter anderem mit den Gemeindemitgliedern. Das stört sie gar nicht. Und sie zeigen Respekt. Ali Özer: „Ob Alt oder Jung, Multikulti – das ist normal in der Windflöte!“
Gemeinde stimmt sich mit dem DiakonieVerband ab
Bauherr und Eigentümer des Gebäudes ist die Evangelische Emmaus-Kirchengemeinde Senne. Sie nutzt weiterhin den verkleinerten Kirchenraum der Lutherkirche. Benötigt die Gemeinde mehr Platz, so stimmen sie sich mit dem DiakonieVerband ab.
„An diesem Ort mit einem bedarfsgerechten Raumkonzept haben wir zunächst nur einen Rahmen für Vielfalt geschaffen“, stellt dazu Benjamin Varnholt, Geschäftsbereichsleiter DiakonieVerband Brackwede, fest. „Damit sich alle Menschen angesprochen und gesehen fühlen, sich einbringen und wohlfühlen können, bedarf es breiter Unterstützung in Form eines großen, tragfähigen Netzwerks. Wir hier in der Senne sind auf einem guten Weg mit allen Beteiligten und in einer starken Gemeinschaft. Kommen Sie vorbei, machen Sie mit und werden Sie Teil dieses besonderen Ortes. Das Team freut sich auf Sie.“
Termine zum Vormerken
Das Programm im Stadtteilzentrum wächst mit dem Engagement der Menschen in der Windflöte. So wird der „Senioren Koch Klub Windflöte“ alle zwei Wochen von 10:30 bis 14:00 Uhr gemeinsam schnippeln, kochen und essen. Kontakt: Tel. 0521 94239 217 und simone.nogessek@diakonie-bielefeld.de.
Am Samstag, 22. Juni 2024 feiert das Stadtteilzentrum ein großes Sommerfest. Dafür werden noch helfenden Hände und weitere Unterstützung gesucht, etwa in Form von Sachspenden wie Kuchen etc.
Interessierte können sich gern melden bei Felix Bohnhorst, Tel. 0521 942 39 113.